Cashreserve bei einem Aktiendepot
Geld an der Seitenlinie zu haben, ist per se nichts Schlechtes. Gerade bei Rücksetzern an der Börse ist es gut, flüssig zu sein. Aber wie groß sollte diese Cashreserve bei einem Aktiendepot angelegt sein?
Optimale Cashreserve im Aktiendepot gibt es nicht
Eines direkt Vorweg. Ich kann, wie immer an dieser Stelle, nur aus meinen eigenen Erfahrungen berichten. Zu individuell sind dann doch die unterschiedlichen Meinungen, Anlagenziele und vor allem der Anlagenhorizont.
Auch sehe ich immer mal wieder die Diskussion, ob eine Cashreserve eine eigene Assetklasse in einem Aktiendepot ist oder eher nicht. Für mich steht klar fest, dass dies eine eigene Assetklasse ist. Aber auch den Umgang, wie groß diese veranschlagt soll sein, oder deren Höhe, dies zu entscheiden fiel mir auch nicht ganz einfach.
Aus meiner Erfahrung heraus, hat man am Ende nie ausreichend Geld zum Nachkaufen, wenn es dann mal einen Crash gibt. Damit meine ich keine kleineren Rücksetzer, sondern so richtige Gelegenheiten wie damals beim Corona Crash 2020.
Innerhalb des ersten Quartals ging der Dow Jones um 23 % und der Deutsche Aktien Index (DAX) um 25 % zurück, um danach im weiteren Jahresverlauf eine wahre Rally hinzulegen. Wer alles in Panik verkauft hat, und an der Seitenlinie saß, ging leer aus. Wer seine vorhandene Cashreserve nutzte und auf Einkaufstour ging, wurde belohnt.
Ich hatte damals noch keine große Cashreserve, da ich, wie bekannt ist, erst im März 2019 an der Börse angefangen habe. Aber ich verkaufte auch nichts, und so konnte ich mit dem vorhandenen Depot, ebenfalls von der Rally profitieren.
Eine Cashreserve musste her
Diese Entscheidung ist nach dieser Erfahrung gefallen. Unbeholfen, erst einmal prozentual zum Depotwert bei 10 %, erstellte ich diese Assetklasse sowohl in Excel als auch in Portfolio Performance. Eine kurze Erinnerung daran, dass damals der Leitzins noch bei 0 % lag und es dementsprechend nichts an Zinsen gegeben hat für Geld auf einem Tagesgeld Konto. Im Gegenteil, es verlor seine Kaufkraft.
So war dann nach ein paar Monaten recht schnell die Idee mit den 10 % verworfen, und ich entschloss mich zu einem festen Betrag in Höhe von 10.000 €.
Meinem Ausstieg aus den Kryptowährungen geschuldet, einigen Verkäufen bei den Aktien und ETFs liege ich bis heute aber hier weit darüber. Nachdem nun aber alle anderen Baustellen im Depot abgeschlossen sind, verbleibt dies nun als Aufgabe für den Rest des Jahres 2024.
Wie man an der Grafik erkennt, liege ich derzeit mit 12.437,09 € über meiner gewünschten Größe, was die Cashreserve im Aktiendepot betrifft. Heute aber weniger tragisch, da es mittlerweile aufs Tagesgeld wieder Zinsen gibt, welche bis November 2024 für mich noch bei 4 % bei der Consorsbank liegen. Mittlerweile gibt es noch 3,75 % für ein Jahr, da auch hier bereits mit baldigen Zinssenkungen der EZB und FED gerechnet wird.
Cashreserve ist kein Notgroschen!
Ein Punkt, der nicht unerheblich ist, aber auch das dürfte der eine oder andere anders sehen. Die Cashreserve im Aktiendepot ist nicht der Notgroschen für andere Dinge im Alltag. Wir haben somit zwei Geldtöpfe. Einmal der Notgroschen für private ungeplante größere Ausgaben, und noch einmal für das Aktiendepot.
Mit unserem privaten Notgroschen können wir mittlerweile 12 Monate überbrücken, und alle regelmäßigen Ausgaben abdecken. Ebenso müssen nur wenige bis keine Einschränkungen vornehmen, was die Lebensqualität betrifft. Dies aber nur am Rande, und soll heute kein Thema in diesem Artikel werden.
Natürlich, und dieser Verlockungen habe bisher erfolgreich widerstehen können, kommt man immer mal wieder auf den Gedanken, dass man den Notgroschen auch an die Arbeit schicken könnte. Aber hierfür ist er nicht gedacht. Wichtig ist ausschließlich, dass er vorhanden und vor allem sofort verfügbar ist.
Cashreserve abbauen, aber mit Sinn und Verstand
Einerseits möchte ich natürlich die Cashreserve so bald wie möglich auf ihr Soll zurückfahren, umgekehrt habe ich aber auch Zeit. Alleine weil es noch die besagten 4 % Zinsen gibt. Natürlich könnte ich die 12.000 € einfach nehmen und zum Beispiel in meinen Xtrackers IT ETF durch einen Einmalkauf investieren, aber da sehe ich derzeit keinen Sinn drin. Gerade IT, Halbleiter und Co., siehe zum Beispiel Nvidia, ist so gut gelaufen. Also bleibt es dort bei dem 500,00 € Sparplan.
Es wird also gelegentlich Nachkäufe geben, aber ohne Druck. Den Betrag bis 31.12.2024 wieder im Depot reinvestiert zu haben wäre ein Ziel, und durchaus erreichbar. Natürlich weiß auch ich nicht, wie lange noch die derzeitige Bullenphase an der Börse anhält. An Spekulationen beteilige ich mich, und so geht das Geld Stück für Stück zurück in den Markt. Ein Teil wird dann vor dem Rücksetzer, der irgendwann kommt, investiert, der Rest nimmt den Rücksetzer dann mit. Mir reicht das, und mir ist das lieber als mit dem gesamten Betrag an der Seitenlinie zu sitzen und alt und grau zu werden.
Aber wie in der Vergangenheit auch, wird die Reserve dann nicht reichen, um alle Gelegenheiten auszunutzen.
Den besten Weg gibt es hier auch nicht
Und das trifft es wohl am besten. Eine Cashreserve, sollte meiner Meinung nach, immer vorhanden sein. So viel, wie Du es für richtig hältst, und vor allem, mit der Du Dich wohlfühlst. Wenn Du noch einen langen Anlagehorizont hast, werden noch viele Gelegenheiten kommen. Verpasst Du eine, nimmst Du die nächste wahr. Jedenfalls lernst Du, selbst von der Seitenlinie aus, bei jedem Crash dazu. Auch was Deine Psyche und persönliche Risikotoleranz betrifft.
Um noch einmal auf das Jahr 2020 zu schauen, sah niemand die darauffolgende Rally kommen. Die Tiefphase hätte auch bis zum Ende der Pandemie andauern können. Wenn also jemand Dir sagen möchte, dass er den damaligen Verlauf hat kommen sehen, ist das einfach Aufschneiderei und nichts weiter. Umgekehrt gilt dies für die Crashpropheten, die behaupteten, dass sie das haben kommen sehen. Man muss es nur oft genug predigen, dann trifft es halt auch mal ein. Mit Wissen hat das nichts zu tun.
Ich weiß nicht, ob eine Cashreserve etwas für Dich ist, konnte Dir aber einmal meine Sichtweise vielleicht etwas näher bringen.
Hinweis: Alle Links zur Consorsbank oder Scalable Capital sind sogenannte Reflinks. Dies bedeutet, wenn Du dort ein Depot eröffnest oder einen Account erstellst, erhalte ich eine Provision.
2 Kommentare zu “Cashreserve bei einem Aktiendepot”
Hi Roger,
das Thema Cash Reserve ist immer ein Thema und wie du schreibst sehr individuell.
Ich habe für mich einen anderen Weg beschlossen – die Cashreserve ist nahe bei Null. Sollte tatsächlich der nächste „Corona“ Crash kommen hätte ich die Möglichkeit Gold in Aktien zu tauschen. Bis dahin versuche ich möglichst zu 100% am Markt investiert zu bleiben aber keinen Margin Kredit mehr zu benutzen.
Viel Erfolg weiterhin und beste Grüße
Christian
Hallo Christian,
wie immer Danke für Deine Denkanstöße, auch in diesem Fall mal wieder. Kredit und ich, das habe ich immer ausgeschlossen und bleibt auch so. Mit dem Thema Gold habe ich mich nie wirklich beschäftigt. Gibt ja auch hier einige Möglichkeiten, in welcher Form man nun in Gold investiert. Aber auch eine Option, wenn das Depot dann mal sechsstellig wird. Würde dann auch mal mit meinen Fragen, bei den Bergfahrten vorbeischauen. Evtl. auch nach einer Buchempfehlung von Dir fragen.
Todo-Liste für mich beim Rest des Jahres. Cashreserve auf das Soll reduzieren, und sechsstellig werden. Wobei bei letzterem auch Mr. Market mitspielen muss.
Auch Dir liebe Grüße nach Österreich und nur die Besten Wünsche!
Roger
Keine Kommentare möglich.